Von Philippe Guldin, Präsident glp Küsnacht-Zollikon, Artikel erschienen im Küsnachter
Ein spannender Ansatz in der Gemeinraumentwicklung, der auch für uns in Küsnacht relevant ist und mit der letzten Gemeindeversammlung zu tun hat. An der letzten Gemeindevesammlung im Dezember hat sich die Küsnachter Bevölkerung knapp für die Beibehaltung des Steuerfusses bei 77% ausgesprochen. Die Gemeinde erhält nun rund 4 Mio. Franken mehr, als sie budgetierte. Die Frage stellt sich deshalb was mit diesen zusätzlichen Einnahmen geschehen soll. Gleichzeitig wollen wir an dieser Stelle einen Ausblick in das noch frische Jahr wagen und schauen, mit welchen Themen wir uns in diesem Jahr befassen könnten, um eben auch in Zukunft eine attraktive Gemeinschaft zu bleiben.
Bei der Begründung für den Entscheid, den Steuerfuss zu belassen wissen wir nicht, was den einzelnen Stimmbürger schlussendlich dazu bewogen hat seine Stimme so oder anders abzugeben. Eine Umsetzung eines „Volkswillens“ ist demnach auch nicht so einfach in dieser Frage. Ich denke, dass zum einen Sicherheitsaspekte ausschlaggebend waren aufgrund der unsicheren Entwicklung auf Einnahme- und Ausgabenseite. Dementsprechend wäre ein möglicher Auftrag an den Gemeinderat so zu formulieren, dass er bei geringeren Einnahmen oder höheren Ausgaben ein finanzielles Polster hat und zudem noch genügend finanzieller Spielraum vorhanden ist, um bestehende oder anstehende Projekte zu verfolgen und umzusetzen.
Dies führt mich zum zweiten Grund bzw. Annahme bezüglich des erwähnten Verdikts. Man kann vielleicht verkürzt sagen, dass die Bevölkerung der Meinung ist, dass Gemeinschaft etwas kosten darf. Sparprogramme und Beitragskürzungen sind manchmal notwendig und mögen in gegebenem Kontext Sinn machen. Es ist aber keine eigentliche Politik an sich das Sparen. Das wäre auch zu einfach, denn kürzen kann man überall. Vielmehr geht es meiner Ansicht nach darum zu überlegen, in welchen Bereichen wir noch mehr für Küsnacht tun könnten. Wo wollen wir stärker werden? Wo wollen wir Vorreiter sein? Was sind uns gewisse Dienstleistungen und Entwicklungen Wert?
Ich persönlich würde gerne über die Dorfstrasse und den Dorfplatz nachdenken. Das Bild von spielenden Kindern auf einem belebten Dorfplatz bringt mich zum schmunzeln. Wie würde uns das gelingen? Gäbe es die Möglichkeit diesen Bereich attraktiver zu gestalten, dass der Dorfkern zugänglicher und freundlicher werden könnte? Was können wir für das örtliche Gewerbe tun, damit die Menschen die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort nutzen und unser Dorf frequentiert bleibt? Könnten wir den Langsamverkehr mit durchgehenden und sicheren Velorouten und einer modernen Veloinfrastruktur stärken? Weiter treibt mich das Thema Biodiversität um. Ein wichtiges Thema wenn wir z.B. den Insektenschwund betrachten. Welche Möglichkeiten bestehen hier, um in diesem Bereich zusätzlichen Nutzen für die Natur zu stiften? Welche Möglichkeiten bestehen, um unseren CO2 Ausstoss weiter und ev. schneller als vorgesehen zu senken? Aber auch im schulischen Bereich sehe ich Handlungsbedarf. Wir sprechen von Vereinbarkeit von Beruf und Familie und von Fachkräftemangel. Es herrscht weitgehend ein Konsens, dass geeignete Tagesstrukturen wie z.B. eine Tagesschule diese Problemstellungen entschärfen können, in dem sie insbesondere Müttern die Möglichkeit geben, erwerbstätig zu bleiben. Wir sollten nicht vergessen, dass Küsnacht ein in vieler Hinsicht heterogenes Dorf ist. So entwickelt sich zum Beispiel Itschnach anders als das „Dorf“. Hier wäre auch in Zusammenhang mit den bestehenden und der künftigen Sportinfrastruktur an einer Gesamtsicht im Sinne eines „Masterplans Itschnach" zu arbeiten, die die verschiedenen Sport- und Freizeitangebote, Schule und Verkehr miteinander verbindet.
Es gibt also viele Möglichkeiten, um uns als Gemeinschaft zu stärken und resilient zu machen. Dafür bin ich auch gerne bereit, etwas zu bezahlen. Schlussendlich wünsche ich mir, dass auch meine Kinder eine attraktive Gemeinde und Gemeinschaft vorfinden, auf die sie stolz sein können und in der sie bleiben können - wenn sie denn wollen.