Die Lektüre der Zeitungen gibt das Thema vor. Energiesicherheit. Im Zuge des Ukraine Konfliktes ist Europa und somit auch die Schweiz mit der Frage konfrontiert, ob uns die Energie im Winter reichen wird oder nicht. Es wird uns (erneut) geraten Notvorräte und Kerzen anzuschaffen. Vom Heizöfeli ist aus naheliegenden Gründen eher abzusehen. Die Energieversorgung und der Handel ist ein komplexes Thema. Aus diesem Grund sind Lösungen auch nicht leicht zu finden. Dennoch möchte ich versuchen, zu umreissen, was ein Energiemangel für uns in Küsnacht bedeuten könnte und was wir heute dagegen tun können. Die Zeit drängt.
Grundsätzlich wird die Energieversorgung in Küsnacht von den Werken am Zürichsee sichergestellt. Dank den Werken funktionieren z.B die Strom- oder Gasversorgung rund um die Uhr einwandfrei. Was aber, wenn am Tag X nicht genügend Strom oder Gas vorhanden ist. Schliesslich beziehen wir rund 50% unseres Gases derzeit aus Russland. Was, wenn die Nachfrage nicht mehr gedeckt werden kann? Oder alle Gemeinden der Schweiz aufgefordert werden, ihren Verbrauch um 10% zu reduzieren. Auf dieses Szenario gilt es sich aus meiner Sicht vorzubereiten. Hier ist der Gemeinderat gefordert. In Bern und Zürich tut sich die Politik mit der Ausarbeitung entsprechender Massnahmen noch schwer. Die GLP hat aus diesem Grund eine Anfrage beim Regierungsrat platziert, welche konkreten Massnahmen in einem entsprechenden Szenario greifen sollen. Mit der Ausdünnung der Strassenbeleuchtung wie es Herr Neukom vorschlägt, ist es mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht getan, sollte die sogenannte Strommangellage eintreten. Insbesondere möchte die GLP vom Regierungsrat wissen, was konkret getan wurde um die Bewilligungsverfahren für Windenergie-, Solarthermie-, Biogas-, Geothermieanlagen sowie Holz- und Schnitzelheizungen, Wärmverbünde und energieefiziente Massnahmen im Kanton zu vereinfachen. Darüber hinaus sollten die Rahmenbedingungen für die Nutzung erneuerbarer Gase rasch verbessert werden, um die Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren und einheimisches Gas effizient zu nutzen. Ein grosses Thema ist nach wie vor der Ersatz von Öl- und Gasheizungen im Bereich der Einfamilienhäuser durch z.B. Wärmepumpen. Es ist an der Zeit, unsere Energieversorgung neu auszurichten. Dies aus Gründen der Unabhängigkeit, der Ökologie und der Förderung der Wirtschaft und Innovationskraft des Wirtschaftstandortes Zürich.
Auch das neue Energiegesetz gilt es so proaktiv wie möglich auszulegen und umzusetzen. Denkbar wäre z.B. Bewilligungen für Neubauten oder Sanierungen nur mit geplanter PV Anlage auszusprechen. Es braucht insbesondere bei der Sonnenenergie eine klare und griffige Umsetzungsstrategie. Die Schweiz hat den Anschluss in diesem Bereich, wie ich in meinem letzten Artikel erwähnt habe, bereits verpasst. Es gilt hier also aufzuholen! Der private Sektor in der Wirtschaft hat die Situation teilweise erkannt und sorgt mit innovativen Lösungen wie Solaranlagen, Batteriespeicher oder Wasserstoffproduktion als Speichermedium vor, um teilweise oder vollständig „energieunabhängig“ zu werden. Die Frage darf gestattet sein, weshalb in einer Gemeinde nicht die gleichen Überlegungen angestellt werden sollten. Schliesslich ist Unabhängigkeit ein gut schweizerischer Wert. Wir haben in Küsnacht mit dem neu gewählten Gemeinderat, den Werken am Zürichsee, der ENAK (Energie- und Naturschutzkommission), in der Bevölkerung und den Parteien viel Know-how, um dem Klimawandel, einer allfälligen Strommangellage und der Transformation in eine nachhaltigere Energiezukunft aktiv und innovativ zu begegnen. Packen wir es an. Ich glaube das Potential und die Mittel dazu sind vorhanden. Der politische Wille jedoch darf nicht mehr über Parteipolitik blockiert werden, das können wir uns als Gesellschaft nicht mehr leisten. Energie Unabhängigkeit vom Ausland muss daher eine strategisch politische Vorgabe werden bis auf Gemeindeebene.
Philippe Guldin
Küsnachter vom 24. August 2022